Betrug am Kunden

Einweg E-Zigaretten oder Disposables sind ein sehr umstrittenes Produkt. Die Gegenargumente sind die Umweltverschmutzung, die Abfallentsorgung, die Verschwendung von Ressourcen und der oft nicht eingehaltene Jugendschutz in den Verkaufsstellen. Zu den negativen Aspekten dieser Produktgruppe gesellt sich sehr häufig ein weiterer Punkt hinzu: Die Versprechungen auf der Verpackung stimmen oft nicht mit der Realität überein.

Als Beispiel dafür steht die aktuelle Lost Mary BM600 von Elfbar. Verfügbar ist sie derzeit in 12 Geschmacksrichtungen zum Preis von etwa 6,20 bis 6,90 €. Sie enthält laut Aufdruck 2 ml Liquid mit 20 mg Nikotinsalz und einen Akku mit 550 mAh. Das soll für bis zu 600 Züge (Puffs) ausreichen. Zerlegt man das Gerät in seine Einzelteile, offenbart sich allerdings ein anderes Bild.

Im Foto gut zu sehen ist der Aufdruck 550 mAh auf dem Korpus der Elfbar (schwarzer Pfeil). Der verbaute Akku jedoch hat laut Aufdruck nur 360 mAh (weißer Pfeil). Das sind nur 65,45% der angegebenen Kapazität. Die Versprechung dieser Kapazität findet sich auch auf der Umverpackung.

 

 

 

 

Kein Einzelfall

Leider finden sich irreführende Angaben auffallend häufig gerade im Marktsegment der Disposables. Der Sinn dahinter dürfte auf der Hand liegen: mit einer höheren Kapazität und sehr vielen Puffs wird dem Kunden suggeriert, er hätte sehr lange etwas von diesem Gerät. Es lässt sich einfach besser verkaufen.

Die Blogseite Vapers Insight beschäftigt sich schon seit Jahren intensiv mit dem deutschen Markt rund um die E-Zigarette. In der Review-Serie „Disposables in der Praxis“ zerlegen die Betreiber gekaufte Geräte und überprüfen die gemachten Angaben mit der Wirklichkeit. Sehr häufig gibt es da Unstimmigkeiten – meist zuungunsten der potentiellen Käufer. Von den insgesamt 40 untersuchten Geräten waren zum Testzeitpunkt lediglich höchstens 10 korrekt deklariert, was die technischen Werte angeht.

Problemfall der versprochenen Züge (Puffs)

Die Kapazität eines Akkus, das Füllvolumen des Liquidtanks und auch die Nikotinmenge lässt sich recht einfach messen und bestimmen. Schwieriger wird es bei den versprochenen Puffs, die sich oft im Produktnamen als Zahl verstecken (z.B. Elfbar 600). Natürlich heißt es dann immer „bis zu 600 Züge“, denn die Anzahl ist selbstverständlich abhängig vom individuellen Zugverhalten. Allerdings ist diese maximale Zahl nur selten wirklich zu erreichen. Meist sind die 2 ml Liquid schon längst bei spätestens 300 Zügen unter realen Nutzungsbedingungen verbraucht.

Man fühlt sich unangenehm an den Dieselskandal erinnert. Dort tricksten die Autohersteller an der Software herum, damit der reale CO2 Ausstoß im täglichen Betrieb des Fahrzeugs auf die gesetzlichen Vorgaben schöngerechnet wird. In der Folge sahen sich viele Automobilhersteller mit Schadensersatzklagen wegen Betrugs konfrontiert. Solche Klagen sind im Falle der Einweg E-Zigaretten wegen der geringen Wertigkeit des Wirtschaftsgutes wohl kaum zu erwarten. Was jedoch bleibt ist der Imageschaden einer ganzen Branche!

Wir fordern als Konsumentenverband die Hersteller und Importeure dazu auf, nicht länger mit falschen Versprechungen und irreführenden Deklarationen die Kunden zu ködern!

Den Kunden jedoch raten wir, wie auch das Bundesministerium für Umwelt, beim Kauf zu den nachhaltigeren Podsystemen. Aufladbar und wiederbefüllbar – der Umwelt zuliebe.

Die Bilder wurden uns mit freundlicher Genehmigung von Marc Dürr zur Verfügung gestellt.

Betrug am Kunden
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bvra

Bundesverband Rauchfreie Alternative e. V.
Der BVRA e. V. ist ein unabhängiger Konsumentenverband. Wir setzen uns ein für die Tobacco Harm Reduction und eine Beurteilung aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse.

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