Vom 19. bis 21. September 2024 fand in den Dortmunder Westfalenhallen die weltgrößte Fachmesse für Tabakprodukte und verwandte Erzeugnisse statt. Wir waren am Schlusstag der Messe vor Ort und haben uns einen Überblick über Markttendenzen und Entwicklungen mit Fokus auf die sogenannten NPGs (New Product Generation) verschafft.
180 Aussteller mehr als 2023
Die Dortmunder Messe platzte dieses Jahr aus allen Nähten. Um die gewachsene Anfrage von Ausstellern bewältigen zu können, hat man am Ende der bestehenden 8 Hallen eine großes Festzelt als „Halle 9“ aufgebaut. Zusätzlich gab es am Vorplatz des Eingangs Nord noch ein kleineres Festzelt, in dem die neu geschaffene CB Expo ihren Platz fand. Nach der Teillegalisierung von Cannabis in diesem Jahr war es zu erwarten, dass sich Aussteller auch in diesem Themenfeld präsentieren. Dieser Zweig der InterTabac wird in den kommenden Jahren vermutlich noch rasant wachsen. In diesem Jahr war die Anzahl der Aussteller im Bereich Cannabis aber noch recht überschaubar.
E-Zigaretten und Disposables
Die Hallen 1-3 waren der E-Zigarette vorbehalten. Im direkten Vergleich zum Vorjahr fiel auf, dass sich die Einweg Geräte (Disposables) stark auf dem Rückzug befinden. Man findet sie noch im Sortiment, aber längst nicht mehr in der vormaligen Menge. Stattdessen setzen so gut wie alle Hersteller auf ihre neuen Podsysteme mit wechselbaren oder nachfüllbaren Pods und aufladbaren Akkus. Eine große Überraschung erwartete uns an den Ständen von RandM Vapes und Vozolvapes. Diese Akteure sind dem breiten Publikum eher bekannt für ihre illegalen Disposables (Tornado oder Neon). Auf der Messe jedoch präsentierten sie ihre Podsysteme. Überhaupt musste man schon intensiv suchen, um Geräte zu finden, die nicht marktkonform sind. Es gab sie, ja, aber wirklich nur noch vereinzelt.
Wir konnten keine leergeräumten und verwaisten Stände finden. Ein Bild, das auf Dampfermessen leider durchaus schon häufiger vorgekommen ist. Nach der Pressemeldung des VdeH vom 21.09. gab es zwar schon am ersten Ausstellungstag Zollkontrollen mit 5 Beanstandungen. Auf drei Ständen wurden sogenannte „Big Vapes“ beschlagnahmt, die die in Deutschland zulässige Füllmenge von 2 ml deutlich überschreiten. Das ist gemessen an der riesigen Zahl der Aussteller allerdings recht wenig. Eine reine Fachbesuchermesse ist eben auch etwas völlig anderes, als eine Verbrauchermesse mit direktem Verkauf an Konsumenten. Lediglich zwei Stände in der Cannabishalle waren 3 Stunden vor Messeende bereits restlos geräumt. Über die Gründe dazu ist nichts bekannt.
Trauriges Bild bei offenen Systemen
Die Vorreiter bei der Entwicklung der E-Zigarette waren die offenen Systeme, also große Akkuträger mit Tanks oder Selbstwicklern. Mit der Markteinführung der Podsysteme und der Disposables ging deren Marktanteil immer mehr zurück. Heute sind offene Systeme nur noch Nischenprodukte für einen klein gewordenen Liebhabermarkt. Selbst eine so bekannte US-Marke wie VGOD präsentierte auf ihrem Stand nun nur noch aktuelle Podsysteme. Da offene Systeme eine intensive Beschäftigung erfordern, sind sie nicht massenmarkttauglich. Ein Umsatzrückgang in diesem Marktsegment ist daher nahezu vorprogrammiert.
Pouches auf dem Vormarsch
Nikotinbeutel sind offenbar ein größer werdender Trend bei Nikotinersatzprodukten. Der wesentliche Unterschied zum schwedischen Snus, ist der fehlende Tabak. In Europa mit Ausnahme von Schweden ist der Vertrieb von Snus illegal. Das Trägermaterial für das Nikotin bei Snus ist die Tabakpflanze bzw. deren Blätter. Deshalb wird bei den Pouches das Nikotin extrahiert und als Nikotinsalz nebst Aromastoffen auf einen neutralen Zellstoff gegeben. Doch der Einfallsreichtum der Branche, was man so alles in kleine Beutelchen stecken kann ist riesig. Nikotin, Koffein, Teein, CBD, ätherische Öle, Kräuter jeder Form und Farbe. Im Bereich der Pouches gibt es eine schier endlose Anwendungsmöglichkeit. Demzufolge ist auch die Anzahl der Hersteller in den letzten Jahren erheblich gewachsen. Da war fast keine Halle, die nicht auch Stände mit großem Angebot von Pouches hatte.
Ein wichtiger Hinweis an dieser Stelle: Nikotinhaltige Pouches gelten in Deutschland als nicht verkehrsfähig. Da sie hierzulande nicht unter das Tabakerzeugnisgesetz fallen werden sie lebensmittelrechtlich bewertet und bei Lebensmitteln ist Nikotin eben ein großes No-Go. Auch nikotinfreie Pouches müssen den Vorgaben des Lebensmittelrechts genügen und könnten das in einigen Fällen wohl auch.
PMI und BAT
Die beiden größten und bekanntesten Tabakkonzerne hierzulande sind Philip Morris International (PMI) und British American Tobacco (BAT). Natürlich hatten auch sie eigene Stände in Halle 4 auf der InterTabac. BAT präsentierte neben den Tabak Hausmarken Lucky Strike, Pall Mall und Fair Play auch ihren Tabakerhitzer Glo sowie das Podsystem Vuse. Eine Überraschung bot uns jedoch der Stand von PMI. Keine einzige Zigarettenmarke (Marlboro & Co.) wurde angepriesen. Die Präsentation beschränkte sich ausdrücklich auf die Produkte der neuen Generation: der Tabakerhitzer Iqos, das Podsystem Veev und die Nikotinpouches Zyn.
Philip Morris hatte 2022 für 16 Mrd. Dollar den Mutterkonzern Swedish Match gekauft und produziert nun in seinem Werk in Kentucky nach eigenen Angaben tabakfreie Nikotinbeutel für den Weltmarkt. Philip Morris kündigte im Mai 2023 an, langfristig aus dem klassischen Tabakgeschäft aussteigen zu wollen und verstärkt risikoreduzierte Produkte anbieten werde. Der Ausstieg wird 10-15 Jahre dauern und nicht überall auf der Welt gleichzeitig umsetzbar sein.
Bühnenprogramm
Neben der Bühne mit allerlei Podiumsgesprächen und Cometogether Veranstaltungen gab es zu Beginn der Messe eine Pressekonferenz, in der Branchenvertreter und Verbände sich klar gegen den erstarkten Schwarzmarkt und für den Jugendschutz eingesetzt haben. Man betonte, man kann dieses Problem nur gemeinsam angehen und darf nicht in gegenseitige Schuldzuweisungen verfallen. Dies setze aber eine offene Gesprächskultur auf allen Seiten voraus.
Unterhaltsam ging es am Sonntag Nachmittag zu. Die Mission Mixologist wurde gestartet. Das ist ein Wettbewerb von 6 Liquidherstellern aus bekannten Firmen, die live insgesamt drei per Zufall bestimmte Geschmacksrichtungen von Liquids zu kreieren hatte. Zur Verfügung standen ihnen Mischequipment, 20 verschieden Grundaromen, natürlich auch Basis und eine erbarmungslos tickende Uhr. Für jedes einzelne Liquid hatten sie nur 10 Minuten Zeit. Die Geschmacksvorgaben waren: Softdrinks, Joghurt, Lemon Coconut Pie. Abgefüllt in Pods wurden die Kreationen an eine dreiköpfige Jury gereicht. Als Sieger wurde Cristian Gallardo Gonzalez (Bombo Liquids) gekürt.
bvra
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