Vom 14. bis 16. September 2023 fand in den Messehallen Dortmund die weltweit größte Fachmesse für Tabak- und sonstige Erzeugnisse, Maschinen und Zubehör statt. Seit einiger Zeit sind auch Alternative Produkte und Next Generation Products (NGP) dort maßgeblich vertreten. Grund genug für uns als Konsumentenverband, einmal näher hinzuschauen. Markus Ense war für uns vor Ort.
Die InterTabac bzw. InterSupply ist eine reine Fachmesse und richtet sich grundsätzlich erst einmal an gewerbliche Besucher (B2B). NGO´s, Verbände und Journalisten erhielten natürlich ebenfalls Zugang. Die Nachfrage war dieses Jahr außerordentlich hoch, berichtete Katrin Fischer vom Organisationsteam der Messe Dortmund GmbH. Sie hätten noch deutlich mehr Standflächen verkaufen können, wenn nicht bereits alle Hallen restlos ausverkauft gewesen wären.
Die Aussteller Hallen
Im Innenraum der Westfalenhalle und den kleineren Hallen 1 und 2 präsentierten sich die Hersteller, Großhändler und Verbände der E-Zigaretten Industrie. In Halle 3 waren die Aussteller der InterSupply – der Messe für Rohstoffe und Produktion. In den Hallen 4 bis 7 fanden sich die Tabakhersteller aller möglichen Produkte (von Zigaretten über Zigarren und Pfeifen bis zu Filtern und Feuerzeugen) und Halle 8 war dominiert vom Shisha-Markt. In allen Ausstellungshallen war Rauchen und auch Dampfen explizit erlaubt. In den Zwischengängen hingegen war die Luft nicht tabakgeschwängert. Das Catering war vielfältig und hatte seinen Platz im Innenraum zwischen den Hallen 4 und 6.
Was uns auffiel, war eine ungewöhnlich hohe Dichte an Ständen, die alternative Produkte wie Schnupftabak und Pouches oder Hanfprodukte anboten. Aber Produkte der nächsten Generation (Next Generation Product, NGP), vornehmlich Disposables oder Podsysteme, fanden sich nicht nur in den vorderen Vape-Hallen. Sie waren durchweg in allen Tabakhallen vertreten. Das sei heute deutlich anders, als noch vor einigen Jahren, berichtete uns die Messeleitung. Damals rümpfte man noch die Nase über die NGPs. Heute wird im sich stark verändernden Markt das Angebot der Nachfrage angepasst. Bei den Disposables sehen wir diesen Trend immer noch äußerst negativ. Aber man erkennt auch ein Umdenken in der Industrie, vermutlich vorangetrieben durch den öffentlichen und politischen Gegenwind, der bei dieser Produktgattung allen kräftig ins Gesicht bläst.
Die Händlerverbände
Am Stand des Bündnis für Tabakfreien Genuss e.V. (BfTG) sprachen wir mit den Vorständen Dustin Dahlmann und Thomas Mrva, sowie mit Pressesprecher Philip Drögemüller über die politischen Entwicklungen in Berlin und Brüssel. Das BfTG hat derzeit eine Kampagne zur Bedeutung von Aromen für den Rauchstopp aufgelegt und positioniert sich eindeutig mit einem Nein zum Aromenverbot in Liquids für E-Zigaretten. Dazu wurde im September 2023 ein Faktenpapier veröffentlicht, in dem wissenschaftliche Studien zu diesem Thema ausgewertet und zusammengefasst werden.
Den noch deutlich umfangreicheren „Faktenreport 2023/24“ stellte ganz druckfrisch der Verband des eZigarettenhandels (VdeH) auf der Messe vor. In den letzten 8 Monaten haben die Autoren etwa 1.000 Studien gesichtet und ausgewertet. Der 60-seitige Faktenreport gibt einen Überblick über Marktentwicklungen, Schadensminimierung (Harm Reduction), Nutzerverhalten, Rauchstopp, sowie Regulierungen und rechtliche Grundlagen.
Weltneuheit mit Potential
Die Firma SmokerStore GmbH präsentierte erstmals ihren Prototyp einer neuen Chipsteuerung. Sie nennen es Advanced Inverse Regulation (A.I.R.). Wir ließen uns die Vorzüge und die Technik vor Ort erklären und konnten alles am Prototyp auch ausprobieren. Die Leistungsabgabe wird gesteuert durch das Zugverhalten des Nutzers. Zieht man langsam und schwach am Gerät, wird entsprechend wenig Leistung abgegeben. Bei starkem Zug wird die Leistung entsprechend nach oben angepasst. Die maximale Temperatur-Obergrenze ist einstellbar. Ist die Watte trocken, feuert der Chip nicht mehr. Ein Verbrennen der Watte (Dry Hit) wird somit ausgeschlossen. Verbraucher benötigen bei diesen Geräten keine tieferen Kenntnisse oder müssen ihr Gerät vor der Nutzung erst konfigurieren.
Einen entscheidenden Vorteil sehen wir jedoch bei Testverfahren. Ob bei der Liquidherstellung oder im Prüflabor für Emissionstests. Die Emissionen sind exakt dieselben, die auch beim Verbraucher ankommen – unabhängig vom individuellen oder maschinellen Zugverhalten. Kokelstudien aufgrund von Dry Hits während der Testphase gehören der Vergangenheit an. Das Patent ist bereits erteilt. Wann der Chip in den Handel kommt ist noch unklar. Auf der Messe wurde zu dieser Weltpremiere ein 4-seitiger Infoflyer verteilt. Weitere Informationen und eine Internetseite sind sicherlich in Vorbereitung, aber noch nicht verfügbar. Wir werden die Entwicklung natürlich weiter beobachten.
Fazit
Da unser Fokus auf den NGP´s liegt, also auf den Produkten der nächsten Generation wie der E-Zigarette, waren diese Hallen und Stände bei unserem Rundgang natürlich für uns von größerer Bedeutung, als das Geschehen am klassischen Tabakmarkt. Die Einführung der Tabaksteuer auf Liquids hat schon Einfluss auf den Markt, aber man gewinnt den Eindruck, dass es eher den Einzelhandel und besonders kleinere Liquidhersteller hart getroffen hat. Die größeren Player setzen auf Disposables und zum Glück immer mehr auf nachhaltigere Podsysteme. Ein sich rasant verändernder Markt und die öffentlichen Debatten um Einweg, Aromen und Verbote lassen auch die Verbände nicht zur Ruhe kommen. Doch egal mit wem man auch gesprochen hat, in einem Punkt waren sich alle einig: Aufgeben ist keine Option!
bvra
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