In einer offenen Konsumentenbefragung hat der Bundesverband Rauchfreie Alternative e.V. (BVRA) Nutzerinnen und Nutzer von E-Zigaretten dazu befragt, ob überhaupt und in welchem Maße klassische Verbrennungszigaretten und E-Zigaretten parallel benutzt werden (Dual Use) und inwiefern sich der Konsum von Tabakzigaretten durch die E-Zigarette verändert hat.
Wer hat teilgenommen?
Unsere Konsumentenbefragung wurde exklusiv zur Hall of Vape am 24. Juni 2022 in Stuttgart vor Ort freigeschalten und lief dann vier Wochen bis zum 24. Juli. In diesem Zeitraum haben 1771 Konsumentinnen und Konsumenten den Online-Fragebogen beantwortet. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden.
Diejenigen welche schon vor der E-Zigarette geraucht hatten, taten dies meist über mehrere Jahrzehnte (10 bis 20 Jahre: 30% / 20 bis 30 Jahre: 35% / über 30 Jahre: 24%). Nur ein knappes Zehntel hatte weniger als 10 Jahre geraucht und nur 1% unregelmäßig.
Wie beginnen Raucher zu Dampfen?
An die große Gruppe derer, die schon vor der E-Zigarette geraucht hatten, haben wir spezielle Fragen zu den Umständen ihres Umstiegs gestellt.
Angefangen haben wir hier bei der persönlichen Motivation. Dabei stechen zwei Antwortmöglichkeiten heraus: 29% wollten schon länger mit dem Rauchen aufhören und weitere 28% hatten gesundheitliche Sorgen wegen des Rauchens (wobei aber nur 3% den Umstieg auf die wesentlich weniger schädliche Alternative auf ärztlichen Rat hin vollzogen haben). Jeweils ein Achtel gab an dies auf Empfehlungen aus dem Bekanntenkreis gemacht oder es ohne Erwartungen einfach mal ausprobiert zu haben. Für ein knappes Zehntel waren auch finanzielle Gründe ausschlaggebend (und aus unserer früheren Befragung zur „Liquidsteuer“ wissen wir, dass ein gutes Fünftel der Konsumenteninnen und Konsumenten wegen der Preissteigerungen durch die neue Steuer wieder mehr Rauchen als Dampfen wollen).
In Communities für E-Zigaretten finden sich auffällig häufig „Accidental Quitters“ (Menschen die eigentlich gar nicht mit dem Rauchen aufhören wollten, dies aber durch das Dampfen aus Versehen gemacht haben). Deswegen haben wir hier auch ganz gezielt nachgefragt, ob der Umstieg eine bewusste Entscheidung war. Mit Ja wurde diese Frage von 57% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantwortet. Demgegenüber stehen also gute 40% die diesen Weg ohne bewussten Vorsatz gegangen sind – eine Quote von der Nikotinpflaster, Entwöhnungskurse oder weitere Methoden zum Ausstieg nur träumen können.
Dual Use
Die belastbare Datenlage ist beim Dual Use leider sehr dünn gesät. Sie beruht bisher zumeist auf Erfahrungen und Gesprächen ohne wirkliche Zahlen vorweisen zu können. Gleichzeitig wird aber von kritischen Stellen häufig vorgebracht, dass der Konsum von E-Zigaretten gar nicht zu einem Tabakstopp oder einer Tabakreduktion führen würde. Deswegen wollten wir in diesem zweiten Themenkomplex erfassen, wie viele Raucherinnen und Raucher einen kompletten Tabakstopp erreicht haben, wie hoch der Anteil an Dual Usern ist und was bei beiden Gruppen die jeweiligen Hintergründe sind.
Von den Dual Usern wollten wir anschließend wissen, zu welchen Gelegenheiten noch Tabak geraucht wird. Hier ergab sich ein differentes Bild, aus welchem sich vor allem die Ritualzigaretten mit kombinierten 35% herausgreifen lassen (nach dem Aufstehen 14% / zum Kaffee 9% / nach dem Essen 12%). Weitere entscheidende Faktoren waren Stress (20%), die Gesellschaft anderer Raucher (15%) und der Konsum von Alkohol (14%). Andere Gründe scheinen eine untergeordnete Rolle zu spielen. Dabei ist die Anzahl der konsumierten Zigaretten im Dual Use aber stark reduziert. So gaben über die Hälfte der Befragten an nur noch bis zu 5 Zigaretten täglich zu konsumieren, 4% konsumieren mehr als 20.
Abschließend wollten wir von den Dual Usern wissen, ob sie ihren restlichen Tabakkonsum noch beenden wollen und warum sie weiterhin rauchen. Hier sagten 70%, dass sie für die Zukunft komplett auf die E-Zigarette umsteigen wollen, 17% wollen zwar weiterhin noch Rauchen, dies aber zumindest weiter reduzieren und 13% sind mit ihrem aktuellen Mischkonsum zufrieden und wollen diesen weiterbetreiben.
Reduktion, Stopp und die Zeit
Oftmals geht man in der Medizin und der Wissenschaft davon aus, dass Dual Use ein fester Zustand wäre. In der Erfahrungswelt vieler Konsumentinnen und Konsumenten handelt es sich aber beim gleichzeitigen Gebrauch von Tabak- und E-Zigaretten um eine Übergangszeit, in welcher der Konsum von Tabakzigaretten in unterschiedlichen Schritten über unterschiedliche Zeiträume immer weiter reduziert wird. Hier wollten wir diese Erfahrungswelt mit konkreteren Zahlen beleuchten.
Starke 80% der Befragten hatten nach einem kompletten Umstieg auf die E-Zigarette überhaupt keinen Rückfall mehr zu Verbrennungszigaretten. Ein Zehntel hatte trotz vollzogenem kompletten Umstieg Rückfälle für mehrere Tage, 4% für mehrere Wochen oder Monate und 6% gaben an, dass bei ihnen Rückfälle immer wieder passieren. Die Gründe für die Rückfälle scheinen sich auf persönlicher Ebene stark zu unterscheiden. So machte zwar fast ein Drittel Stress dafür verantwortlich, gefolgt von dem Konsum von Alkohol (19%), Suchtbefriedigung/Nikotin (14%), Gruppendruck (7%) und Langeweile (5%), aber auch 23% wählten „andere Gründe“ als die von uns vorgeschlagenen.
Zum Ende des Fragebogens stellten wir allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Frage, worin sie die größte Schwierigkeit sehen von klassischen Zigaretten komplett auf das Dampfen umzusteigen. Mit einem Viertel Zustimmung wurde hier die anhaltende Verunsicherung durch Medien und NGOs genannt. Ein Fünftel führte die eigene Verhaltensabhängigkeit an und ein weiteres Fünftel die Unsicherheit bei der Preisentwicklung bezüglich der „Liquidsteuer“. Weitere Hürden waren eine zu geringe Nikotinkonzentration (10%), kein beratender Fachhandel in der Nähe (8%), fehlende Verfügbarkeit von Liquids (6%), E-Zigaretten geben nicht dasselbe wie Tabak (6%) und eine zu komplizierte Bedienung (4%).
Schlussfolgerungen
Die meisten Nutzer von E-Zigaretten waren zuvor starke oder sehr starke Raucher, die aller wenigsten Nichtraucher. Einen Gateway vom Dampfen zum Rauchen gab es unter unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern überhaupt nicht. Gleichzeitig sehen ein Viertel der Befragten eine Hürde für den kompletten Umstieg in der anhaltenden Verunsicherung durch Medien und NGOs.
➥ Um mehr Menschen zu einem Tabakstopp zu motivieren sollte sich die Risikokommunikation bezüglich der E-Zigarette an langjährigen Rauchern und den relativen Risiken im Vergleich zur Tabakzigarette orientieren.
Viele Dual User haben in kurzer Zeit ihren Konsum an Tabakzigaretten stark reduziert.
➥ Obwohl das Ziel der völlige Rauchstopp sein sollte, ist bereits die Reduktion des Tabakkonsums aus gesundheitlicher Sicht ein Gewinn, und sollte auch als solcher angesehen werden.
Viele Konsumentinnen und Konsumenten reduzieren über eine Zeitspanne ihren Tabakkonsum bis hin zum völligen Rauchstopp.
➥ Der Dual Use sollte nicht als etwas starres oder feststehendes angesehen werden, sondern als das was er für viele ist: eine zeitliche Übergangsphase weg von wesentlich schädlicheren Zigaretten bis hin zum Rauchstopp.
Die überwältigende Mehrheit (87%) unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer konsumiert mit Hilfe der E-Zigarette keine Tabakzigaretten mehr.
➥ Die Annahmen, dass die E-Zigarette nicht zum Ausstieg aus dem Tabak geeignet sei oder, dass E-Zigaretten einfach zusätzlich zum Tabak konsumiert werden, bestätigen sich nicht.

bvra

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2 Gedanken zu „Konsumentenbefragung Dual Use – Die Ergebnisse“
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