Nikotinsalze

Neben dem eigentlichen und allseits bekannten freien Nikotin in vielen Liquids für E-Zigaretten gibt es schon länger auch verschiedene Nikotinsalze. Diese verändern (protonieren) durch Zugabe bestimmter Stoffe das Nikotin und damit die Nikotinaufnahme durch Konsumenten. Diese Zusatzstoffe können von Fall zu Fall auch zu allergischen Reaktionen führen. Daher wünschen wir uns im Sinne der Verbraucher, dass die Hersteller von Liquids kennzeichnen, welche Art von Nikotinsalzen zugegeben wurde. Der Konsument sollte die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, ob er einen Inhaltsstoff inhalieren möchte oder nicht.

Was sind Nikotinsalze?

Der erste bekannte Einsatz war 2012 durch Vuse in den USA. Allerdings hatte man das nicht groß beworben, so dass es eher unter dem Radar der Öffentlichkeit lief. Die Firma Juul Labs hat sich die Herstellung des bis heute sehr häufig verwendeten Nikotinsalzes Nikotin-Benzoat dann einige Jahre später patentieren lassen.

Kurz gesagt, wird dem normalen Nikotin (Freie Base) Säure, im eben genannten Beispiel Benzoesäure (= das Konservierungsmittel E 21) zugegeben. Dadurch entsteht durch Einbindung eines Wasserstoffatoms ein ionisiertes Nikotin-Benzoat. Aus dem ursprünglich hydrophoben (nicht wasserlösliches) Nikotinmolekül wird ein hydrophiles (wasserlösliches) Molekül. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Durchdringung von Zellmembranen im Körper.

Als Salze bezeichnet man in der Chemie eine große Gruppe chemischer Verbindungen, die aus elektrisch positiv geladenen Kationen und negativ geladenen Anionen aufgebaut sind. Man muss sich hier vom klassischen „Bild“ des Salzes aus dem Alltag trennen. Grundlegend kann man quasi jede Säure nutzen um aus freiem Nikotin ein Salz zu bilden. Allerdings ist nicht jede Säure auch zur Herstellung von E-Liquids geeignet.

Wer mehr über die chemischen und toxikologischen Hintergründe erfahren möchte, der Toxikologe Prof. Dr. Bernd Mayer erklärt Nikotinsalze recht ausführlich in seinem entsprechenden Video auf YouTube.

Die Wirkung von Nikotinsalzen

Juul Labs argumentierte in seiner Patentschrift zu Nikotin-Benzoat, dass die Anflutung, also die Geschwindigkeit der Aufnahme vom Nikotin im Körper, durch das Nikotinsalz erheblich gesteigert werde. Der Nikotineffekt stelle sich vorgeblich beim Nutzer sehr viel schneller ein. Diese These gilt in der wissenschaftlichen Welt als nicht haltbar, ist aber dennoch durch das Marketing weit verbreitet.

Ein tatsächlicher Effekt des Nikotinsalzes wird immer wieder genannt und von Konsumenten auch bestätigt: Das Kratzen im Hals beim Inhalieren (Throat Hit) wird deutlich verringert. Der Vorteil, dass die Inhalation dadurch erleichtert wird, ist aber auch in dreifacher Hinsicht ein Nachteil.

  1. Es besteht die Gefahr einer Überdosierung vom Nikotin, da das Kratzen im Hals dem Körper auch signalisiert: die Konzentration ist mir zu hoch!
  2. Eine erleichterte Inhalation ist nicht nur gut für Tabak-Umsteiger, sondern auch schlecht für Nie-Raucher oder neugierige Jugendliche.
  3. Der Throat Hit wird von einigen Dampfern und Umsteigern ausdrücklich gewünscht, weil man es vom Tabak her so gewohnt ist.

Was die Nikotinbefriedigung angeht, wurde die Juul immer als sehr effizient beschrieben. Ob das aber nun der Effekt des Nikotinsalzes ist, oder ob das eher der in der in den USA üblichen extrem hohen Nikotinkonzentration (59 mg/ml) zuzuschreiben ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Fakt ist, dass in Europa seit Umsetzung der Tabakproduktrichtlinie 2 nur maximal 20 mg/ml Nikotingehalt erlaubt sind. Ob Juul in Europa dann deswegen scheiterte oder wegen der zu diesem Zeitpunkt klar gegen das Unternehmen aufgestellten Politik und Mitbewerber, ist aus heutiger Sicht nur schwer zu bewerten. Hilfreich war der niedrigere Nikotingehalt beim Überzeugen von Rauchern zum Umstieg jedenfalls sicher nicht.

Es gibt mehrere Sorten von Nikotinsalzen

Bei unserer Recherche fanden wir einen amerikanischen Hersteller von Nikotinsalzen als Zulieferer für Liquidhersteller. Er bietet insgesamt fünf verschiedene Varianten an. Neben dem oben beschriebenen Nikotin-Benzoat sind das namentlich -Levulinat, -Ditartrat,-Salicylat und -Laktat. Die Namen deuten darauf hin, dass dort im Herstellungsprozess unterschiedliche Säuren dem Nikotin zugesetzt werden, um diese ionisierten Salze zu erhalten. Sie unterscheiden sich im PH-Wert, in der Nikotinaufnahme und -abgabe, dem Einfluss auf die geschmackliche Entfaltung eines Liquids und in der Wirkungsweise auf den menschlichen Organismus.

Die Relation von freiem Nikotin und der verwendeten Säure zur Bildung der Salze muss exakt passen. Wird etwas zu viel Säure beigesetzt, verbleibt die überschüssige Säure als freier Bestandteil in den Liquids und kann zu Gesundheitsschäden führen. Ein Schweizer Institut hatte Ende 2023 daraufhin etliche Stichproben im Labor untersucht und kam zu bedenklichen Ergebnissen. Eine Probe enthielt z.B. freie Salicylsäure in hoher Konzentration, zwei weitere Proben Methylsalicylsäure. Beide Säuren dienen zur Herstellung von Nikotin-Salicylat und sind als reproduktionstoxisch eingestuft. Das ist das Ergebnis von unsauberer Herstellung von Nikotinsalzen durch überschüssige Säurezugabe.

Hier und da hört man von allergischen Reaktionen einzelner Nutzer bei denen spezifische Sorten von Nikotinsalzen im Verdacht stehen, der Auslöser zu sein. Auch wenn es schwierig ist, bei der Vielzahl von Liquids und deren Inhaltsstoffen gesicherte Aussagen zu problematischen Stoffen zu treffen, so ist es aber auf jeden Fall hilfreich, den Konsumenten so umfassend wie möglich zu informieren.

Wir fordern die Hersteller und Importeure deswegen auf, entsprechende Produkte dahingehend zu kennzeichnen, welches Nikotinsalz bzw. welche Säure zur Herstellung verwendet wurde, damit Verbraucherinnen und Verbraucher eine informierte Entscheidung treffen und sich vor allergischen Reaktionen schützen können.

 

Artikel aktualisiert am 16.01.2024

Beitragbild von pexels by Polina Tankilevitch 3735709

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