Alle Jahre wieder – zum Weltnichtrauchertag

Weltnichtrauchertag 2025

Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag (WNT). Dieser Aktionstag wurde 1987 erstmals von der Weltgesundheitsorganisation WHO ins Leben gerufen und findet seither jedes Jahr statt. Dieses Jahr 2025 steht der Aktionstag unter dem Motto: Den Reiz entlarven. Auf der Internetseite der WHO zum WNT sind die geplanten Aktionen und Publikationen für dieses Jahr klar umrissen. Es geht um die Enthüllung von Taktiken der Hersteller von Tabak und Nikotinprodukten. Selbstverständlich wie eigentlich immer unter der Prämisse des Jugendschutzes. Drei Taktiken werden hierbei ausdrücklich benannt: Markting, Produktdesign und Aromen bzw. Zusatzstoffe.

Wenn man dann noch bedenkt, dass in Deutschland die Stiftung Deutsche Krebshilfe in Kooperation mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) zusammen mit dem Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR) seit über 20 Jahren diese Aktivitäten koordiniert, dann weiß man schon recht genau, wohin die Reise gehen wird – aus Sicht der E-Zigaretten Nutzer.

Falsche Grundannahme

Die drei besonders hervorgehobenen Taktiken der Tabakindustrie zielen sehr deutlich auf E-Zigaretten ab. Und nur auf E-Zigaretten. Die Grundannahme der WHO und ihrer Gefolgschaft ist dabei, dass die E-Zigarette eine Entwicklung der Tabakindustrie ist, damit diese ihren Absatz an Nikotin sicherstellen kann. Eine Annahme, die falscher nicht sein könnte! Die Geschichte der E-Zigarette verlief völlig anders, als von der WHO dargestellt. Zu Beginn war die Tabakindustrie not amused aufgrund dieser unliebsamen Konkurrenz. Da gab es nun ein Produkt, das das Potential hatte, Leute massenhaft vom Rauchen abzuhalten! Geht ja mal so gar nicht.

Trotz eines erbitterten Kampfes konnte die Tabakindustrie jedoch den Aufstieg der E-Zigarette nicht aufhalten. Was also machen Konzerne, wenn sie einen Kampf nicht gewinnen können? Richtig: sie kaufen sich ein und Konkurrenten auf. Heute ist der Markt stark in den Händen von Tabakkonzernen und von großen Herstellern aus Fernost. Die vielen kleinen und mittelständische Unternehmen, mit denen alles einmal begann, werden mehr und mehr verdrängt.

Besteuerungen und andere Regulierungen haben zudem dafür gesorgt, dass sehr viele kleine Händler, die oft idealistisch ihren Laden geführt haben, weil sie von der Wirksamkeit der E-Zigarette als echte Alternative zum Tabakkonsum überzeugt sind, nun die Pforten schließen müssen. Das Nischengeschäft allein rechnet sich einfach nicht mehr genug. Viele von denen mochten auch nicht in das florierende Geschäft mit den Einweg E-Zigaretten (Disposables) einsteigen, weil sie da weit mehr Probleme gesehen haben, als möglichen Nutzen. Schon im Dezember 2021 warnten wir in einem Artikel vor diesem Gerätetyp und den damit verbundenen Konsequenzen.

Ein Feuerwerk der Kritik

Mit der Proklamation der drei Taktiken der Tabakindustrie ist also zu erwarten, dass sich alle möglichen Akteure wieder einmal – so wie jedes Jahr – die E-Zigarette als Hauptgegner aussuchen werden. Es wird gefordert werden, dass Werbung grundsätzlich verboten sein muss (ist es bereits per Gesetz, aber wer will schon kleinlich sein), dass Einheitsverpackungen Pflicht sein sollten und dass Aromen verboten gehören. Sie locken nur Jugendliche an und verführen diese zum Rauchen. Alles natürlich nur zum Wohle unserer Kinder!

Nach den aktuellen DEBRA Zahlen befindet sich die Prävalenz für E-Zigaretten in der Altersgruppe 14-17 Jahren im Sinkflug bei derzeit nur noch 1,5 %. Wir reden also hier von einer sehr kleinen Gruppe von Usern, für die per Gesetz der Konsum sowieso verboten ist. Damit diese kleine Zahl also noch etwas kleiner wird, werden Maßnahmen gefordert, in deren Fahrwasser Millionen von Nutzern, die erfolgreich mit der E-Zigarette den Ausstieg geschafft haben, in Sippenhaft genommen werden. Die Gefahr, dass dadurch millionenfach wieder zum Tabak zurück gekehrt wird, scheint den Autoren offenbar egal zu sein. Hauptsache man hat einen Sieg gegen den Tabak eingefahren.

Der vermeintliche Sieg wäre allerdings ein Pyrrhussieg. Ein mit viel zu hohen Verlusten und Nachteilen erkaufter Sieg, der dem Sieger mehr schadet als nutzt. In Staaten, in denen extrem massiv gegen die E-Zigarette vorgegangen wird, sehen wir 2 Tendenzen: Der Schwarzmarkt nimmt zu und die Zahl der Raucher steigt in allen Altersklassen deutlich an. Gewonnen hätte jedenfalls die Tabakindustrie.

Rückbesinnung erforderlich

Statt einen vermeintlich kleinen Gegner wie die E-Zigarette vehement zu bekämpfen, sollten die Akteure der WHO sich eher die Frage stellen, wie sie dauerhaft und langfistig eine Reduzierung vom Tabakkonsum erreichen können. Das geht jedenfalls nicht mit der Bekämpfung von weit weniger schädlichen Alternativen! Die drei Säulen der WHO, auf denen die Tabakkontrolle beruht, sind:

  1. Regulierung in Gesetzgebung und Politik
  2. Öffenlichkeitsarbeit und Prävention (Aufklärung und Jugendschutz)
  3. Unterstützung bei der Rauchentwöhnung

Ganz besonders der dritte Punkt sollte deutlich mehr Aufmerksamkeit genießen. Die WHO definiert diesen Punkt in Form von Beratung, Therapien und Medikamenten. Aber es gibt eben auch die Möglichkeit, auf signifikant weniger schädliche Alternativen umzusteigen. Böse Zungen behaupten: solange die Pharmaindustrie da nichts anbietet, wird das auch nicht gefördert. Ganz so absurd ist das nicht, wenn man sich einmal die Finanzierung der WHO anschaut.

Im Jahr 2023 betrugen die Einnahmen der WHO 3,34 Mrd. US-Dollar. Davon stammten knapp 0,5 Mrd. aus Beiträgen der Mitgliedsstaaten. Der Rest sind Spendengelder und freiwillige Zahlungen von Staaten, NGOs, Konzernen oder Privatpersonen. Diese etwas undurchschaubare Finanzierung wirft seit Jahren immer wieder Fragen zur Unabhängigkeit der WHO auf. Sicherlich wird so mancher Geldgeber genau hinschauen, wofür was ausgegeben wird – und ob es ihm gegebenenfalls Nutzen bringt. Andernfalls könnte er sein Engagement ja nochmal überdenken.

Tabakkontrolle funktioniert auch mit Harm Reduction

Das deutsche DKFZ und das ABNR stigmatisiert den Begriff „Harm Reduction“, zu deutsch Schadensminimierung, als ein Marketinginstrument der Tabakindustrie. Auch hier ist diese Annahme bereits falsch. Der Begriff wurde geprägt in der Suchtforschung und Suchtprävention. Die 1990 gegründete Initiative „Harm Reduction International“ geht auf die erste internationale Konferenz zur Reduzierung drogenbedingter Schäden in Liverpool zurück. In ihrem Leitbild definieren sie den Begriff und ihre Ziele so:

Harm Reduction (Schadensminderung) umfasst Methoden, Programme und Praktiken, die darauf abzielen, die individuellen und gesellschaftlichen Schäden des Gebrauchs von psychoaktiven Drogen von Menschen zu reduzieren, die nicht in der Lage oder nicht willens sind, deren Gebrauch einzustellen. Die Hauptmerkmale des Harm Reduction Ansatzes sind auf die Vermeidung gesundheitlichen Schäden der Drogeneinnahme gerichtet – im Gegensatz zu einer Verhinderung des Drogenkonsums an sich – und der Fokus liegt auf Menschen, die weiterhin Drogen nehmen.

Nicht nur harte Drogen, sondern auch HIV standen dabei im Fokus der Zeit. Von Tabak liest sich da nichts. Aber der Grundgedanke wurde in der Suchtprävention aufgegriffen und eben dort um „Tobacco Harm Reduction“ erweitert. Wer daraus eine Marketingstrategie der Tabakkonzerne ableitet, hat schon reichlich viel Phantasie.

 

Unser Appell vom letzten Jahr anläßlich des Weltnichtrauchertages hat auch dieses Jahr nichts von seiner Gültigkeit eingebüßt:

Rauchen ist ein sinkendes Schiff, welches fast alle an Bord mit in den Tod reißt. Es ist zu seiner Bekämpfung nicht sinnvoll, die Rettungsboote zu verbrennen.

Wer schadensreduzierte Nikotinprodukte konsumiert ist kein Raucher! 

 

Beitragsbild ist KI-generiert

Alle Jahre wieder – zum Weltnichtrauchertag
The following two tabs change content below.

bvra

Bundesverband Rauchfreie Alternative e. V.
Der BVRA e. V. ist ein unabhängiger Konsumentenverband. Wir setzen uns ein für die Tobacco Harm Reduction und eine Beurteilung aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse.

Neueste Artikel von bvra (alle ansehen)

Nach oben scrollen
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir Dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in Deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind. Für weitere Informationen lesen Sie bitte auch unsere Datenschutzerklärung.