In seinem jüngsten aktualisierten Review hat die Cochrane Tobacco Addiction Group (Abteilung für die Tabakabhängigkeit) am 17.11.2022 die E-Zigarette als Mittel zum Rauchstopp neu bewertet. In der Auswertung von 78 abgeschlossenen Studien mit insgesamt 22.052 Teilnehmern weltweit kommen sie bei der Frage, ob E-Zigaretten beim Rauchstopp helfen können zu dem Ergebnis, dass dies hochwahrscheinlich (high certainty) ist. Bei der Frage der evidenten Belastbarkeit entspricht dies die bestmögliche Einschätzung. Zugleich ist sie dabei nahezu doppelt so effektiv, wie andere Nikotinersatzprodukte (Pflaster, Kaugumnmis, Sprays).
Cochrane ist eine finanziell und materiell unabhängige wissenschaftliche Organisation mit Sitz in London. Ihr gehören Wissenschaftler, Ärzte und Gesundheitsexperten an. Sie untersuchen zu bestimmten Themen regelmäßig alle verfügbaren Studien, wobei sog. randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) besondere Berücksichtigung finden. Diese gelten als die aussagekräftigste Studienart. Die nun vorliegende Meta-Studie von Cochrane ist eine Zusammenstellung und Bewertung von vielen einzelnen Studien und bildet daher ein deutlich besseres Gesamtbild über die Datenlage zu einem Thema ab, als dies eine einzelne Studie je könnte. Diese Vorgehensweise gilt als Gold-Standard in der Wissenschaft.
Das Review stellt der E-Zigarette allerdings keinen Blankoscheck in Bezug auf deren Schädlichkeit in der langfristigen Nutzung aus. Jedoch wird ihr attestiert, dass sie erheblich weniger Schadstoffe emittiert:
„E-Zigaretten verbrennen keinen Tabak und setzen ihre Nutzer nicht der gleichen komplexen Mischung von Schadstoffen aus, die bei Menschen, die herkömmliche Zigaretten rauchen, Krankheiten verursachen. E-Zigaretten sind nicht risikofrei und sollten nicht von Menschen benutzt werden, die nicht rauchen. Nach derzeitigem Erkenntnisstand bergen nikotinhaltige E-Zigaretten nur einen Bruchteil des Risikos des Rauchens.“
Dr. Nicola Lindson, Universität Oxford, Managing Editor der Cochrane Tobacco Addiction Group
Gegner der E-Zigarette müssen sich nun die Frage gefallen lassen, warum sie so vielen Rauchern den sicheren Umstieg mit einem schadstoffreduzierten Mittel verwehren wollen. Harm Reduction bedeutet die Reduzierung auf ein Minimum des Risikos im Vergleich zum Tabakkonsum. Auch deutsche staatliche Stellen wie das Bundesministerium für Gesundheit (welches die Cochrane Collaboration sogar offiziell fördert) sollten mit Blick auf dieses historische Update, ihre grundsätzliche Position zur E-Zigarette überdenken.
Nun steht es also evident fest, die E-Zigarette ist eine hocheffiziente Methode zum Rauchstopp und darf deswegen auf keinen Fall als Exit-Option einer zu strenge Regulierung geopfert werden. Im Hinblick auf die dramatisch gestiegenen Raucherzahlen (aktuell: 36,2% laut DEBRA) muss jede Möglichkeit genutzt werden, Raucherinnen und Rauchern eine Alternative zum Ausstieg anzubieten.
bvra
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