In den Medien wird immer mal wieder davon berichtet, dass eine E-Zigarette explodiert ist und der Verbraucher sogar zu Schaden kam. Was die meisten nicht wissen, dass eine handelsübliche E-Zigarette, bzw. deren Akkumulator (kurz: Akku), überhaupt nicht explodieren kann. Die Ursachen sind oft unzureichend geklärt, und manchmal wird auch deutlich, dass ein falscher Umgang mit dem Akku der Auslöser war.
Lithium-Ionen-Akkus wie sie beim Dampfen verwendet werden, sind keine Erfindung der Dampfer-Industrie, sondern schon viel länger im alltäglichen Gebrauch. So findet man sie beispielsweise im Akkuschrauber, im Akku-Staubsauger, in der elektrischen Zahnbürste oder sogar in einem Vibrator. Die Besonderheit bei einer E-Zigarette liegt darin, dass der Akku üblicherweise ausgetauscht werden kann, was wiederum besondere Gefahren mit sich birgt. Denn im Gegensatz zu handelsüblichen Batterien kann hier ein Kurzschluss erzeugt werden.
In der Fachliteratur spricht man in dem Fall aber nicht von einer Explosion, sondern vom Ausgasen oder auch thermischen Durchgehen des Akkus. Da dies sehr schnell geschieht, und vor allem sehr hohe Temperaturen dabei entstehen, wird hier oft fälschlicherweise von einer Explosion gesprochen. Um diesen Vorgang des Ausgasens auszulösen, sind allerdings ganz bestimmte Umstände erforderlich: Dies ist nur möglich, wenn der Stromkreis am Akku selbst geschlossen wird, Plus- und Minuspol des Akkus müssen gleichzeitig miteinander verbunden werden. Innerhalb eines Akkuträgers ist dies nicht möglich, weshalb nur die Möglichkeit bleibt, einen Kurzschluss extern zu erzeugen.
Bedauerliche Unfälle
So musste eine Frau während ihrer Arbeit feststellen [1], dass es keine gute Idee ist, den Schlüssel zusammen mit einem Akku in der Hosentasche zu transportieren. Der Schlüssel hat hier den Kurzschluss verursacht, weil der Akku in keiner dafür bestimmten Kunststoff- oder Silikonbox gelagert war. Eine Klage der Frau wies das Sozialgericht Düsseldorf ab, mit der Begründung, dass der Transport des Akkus dem persönlichen Verantwortungsbereich unterliegt.
Aber auch ein minderwertiger Akku kann dazu führen, wie ein Mann in NRW [2] schmerzhaft lernen musste. Billige Kopien oder auch Akkus, die nicht zum Dampfen geeignet sind, werden außerhalb des Fachhandel zumeist im Internet vertrieben. Günstige Preise, sowie falsche Werte der Speicherkapazität und Abgabeleistung sollen zudem das Interesse wecken. Solche Akkus können schnell überlastet werden, was zur Folge hat, dass der Akku zu heiß wird. Hierbei kann der Separator beschädigt werden, eine dünne Schicht im Inneren des Akkus, welche Kathode und Anode voneinander trennt. Wird diese dünne Folie beschädigt, z.B. durch Überhitzung, kommt es ebenfalls zu einem Kurzschluss.
Der Fall Andrew Hall aus Idaho
2017 gingen sehr erschreckende Bilder von Andrew Hall aus Idaho durch die Medien [3]. Üblicherweise wird mit einem geregelten Akkuträger gedampft, der über verschiedene elektronische Sicherungen verfügt. So wird zum Beispiel vermieden, dass ein Kurzschluss entstehen kann oder der Akku zu tief entladen wird. Im Fall Andrew Hall wurde ein sogenannter mechanischer Akkuträger verwendet. Hier gibt es keinerlei verbaute Elektronik, und somit keinen Schutz vor falscher Handhabung. Eine falsch eingebaute Heizwendel (in einem Verdampfer, in dem die Wicklung zum Verdampfen des Liquids selbst eingebaut wird) kann daher den gefürchteten Kurzschluss erzeugen. Der Umgang mit einen mechanischen Akkuträger erfordert unbedingt eine Beratung, die hier nicht in Anspruch genommen werden konnte, weil es das US-Gesetz schlicht verbietet.
Oft ist es aber überhaupt nicht nachvollziehbar, wie es zum Unglück kam, da die Ermittlungen noch andauern, oder seitens der Presse sehr oberflächlich berichtet wird. Nur selten wird über weitere Erkenntnisse im Nachhinein berichtet. Was bleibt ist eine Schlagzeile, die dem Leser suggeriert, dass E-Zigaretten aus heiterem Himmel explodieren, ohne dass dem Artikel eine Ursache entnommen werden kann.
Wie Unfälle vermieden werden
Diese Beispiele sind tragisch, wären aber vermeidbar gewesen. Nicht die Technik der E-Zigarette als solche ist gefährlich. Der Fachhandel und seine kompetente Beratung ist unverzichtbar, um die sichere Handhabung von austauschbaren Akkumulatoren zu erlernen. Gerade im Bezug auf den Fall von Andrew Hall und den gesetzlichen Regulierungen in den USA, die eine fundierte Beratung verbieten, wird sehr eindrucksvoll deutlich, wie lebenswichtig solch eine Beratung ist, wenn es um spezielle Geräte und den sicheren Umgang mit Hochstromakkus geht.
Prof. Dr. Konstantinos E. Farsalinos und Riccardo Polosa, die bekannt sind für ihre Arbeiten im Bereich der Tobacco Harm Reduction (THR), berichteten schon 2017 wie wichtig Qualitätsstandards sind [4]. Aber auch die Brandgefahr kann durch die E-Zigarette signifikant reduziert werden. Brände in der Wohnung entstehen laut IFS-Schadensdatenbank am dritthäufigsten durch menschliches Fehlverhalten. Das betrifft unter anderem das Rauchen im Bett oder auf dem Sofa. Um Fehler bei der Nutzung von Akkus zu vermeiden, sollten folgende Punkte beachtet werden:
• Einen geeigneten Akku verwenden
• Den Akku immer in einer geeigneten Akkubox transportieren
• Niemals einen Akku ohne Schutzbox in die Tasche stecken
• Akkus erneuern, wenn sie merklich schwächer geworden sind oder beispielsweise durch einen Sturz beschädigt wurden
• Immer darauf achten, dass die Schutzhülle des Akkus intakt ist
• Geeignete Ladegeräte verwenden
• Eine spezielle Beratung und Schulung zum Umgang mit mechanischen Akkuträger
• Verhält sich der Akkuträger ungewöhnlich, zum Beispiel nach einem Sturz, sollte dieser nicht weiter verwendet werden
Fazit
Horrormeldungen über E-Zigaretten, die explodieren, erzeugen daher nichts als Verunsicherung. Ein falscher Umgang kann durch fachlich kompetente Beratung vermieden werden.
[1] https://www.asscompact.de/nachrichten/arbeitsunfall-akku-einer-e-zigarette-explodiert-hosentasche
[3] https://www.vapers.guru/2017/01/18/e-zigarette-explodiert-in-idaho/
[4] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4110871/
Martin Hollein im Auftrag des BVRA
bvra
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